Frei wie ein Freibier?

by Redhuan D. Oon

Trans.: Bora Berlinger

Aus: Freiheit der Wahl, eine Serie über Open Source ERP, geschrieben exklusiv für New Business

Herr Oon ist der Gründer und Leiter von ADempiere, eines der top SourceForge.net Projekte. Er reist durch die ganze Welt, promotet das Projekt und unterstützt Community Mitglieder, die der Herausforderung nachgehen, ein freies ERP System konkreten Bedürfnissen anzupassen.

Richard Stallman, der Gründer von Free Software Foundation, hat es einmal treffend definiert. Free Software ist nicht frei wie ein gratis Bier. Sie ist frei im Sinne von Freiheit oder Redefreiheit. Er betont das Prinzip der Freiheit: Man kann diese Software wie jedes andere Wissen behandeln, d.h. ändern, verbessern und weitergeben, damit andere das auch tun können. Es handelt sich um keine neue Idee, denn das ganze reale Wissen wird getauscht und verbessert seit Ewigkeiten. Aber in den 70ern tauchten Software Patente auf. Stallmans Arbeit in einem Uni Labor wurde unerwartet unterbrochen: der Code von seinem Druckertreiber wurde als proprietär klassifiziert. Er war nicht mehr frei, es war nicht erlaubt ihn zu untersuchen oder zu ändern. Stallman schrieb seinen eigenen Druckertreiber, um weiter arbeiten zu können. Nebenbei sparte er sich die Lizenzgebühren. Obwohl ernie behauptete, dass Geld etwas Schlechtes wäre. Er ermutigte sogar die Entwickler für eigene Arbeit Geld zu verlangen, wenn sie danach den Code ohne Copyright Bemerkungen oder Lizenzen frei geben, frei zum ändern. Klingt das dubios? In anderen Bereichern funktioniert es aber. Nehmen wir zum Beispiel einen Ingenieur oder einen Arzt, der in seinem Vortrag die ganze Zeit frei zugängliche Informationen verwendet. Das Publikum zahlt nicht für dieses Wissen, sondern nur für seine Zeit und Fachkenntnisse.

Ähnlich ist es bei Unternehmen, die ihren Klienten Dienstleistungen rundum Free und Open Source Software anbieten. Sie verstecken nicht den Code, sondern bieten Garantie, Sicherheit und Support. Genau das brauchen nämlich Firmen, die sich für freie Software entschieden haben. Software Applikationen sind nicht so einfach wie z.B. eine Brücke zu bauen. Eine Brücke ist ein fertiges Produkt, das dem Plan entspricht, wogegen bis zu 92% einer ERP Software-Implementierung mit Anpassungen rechnen müssen.

Proprietäre Gesellschaften, wie Microsoft, Oracle und SAP, sehen es noch immer anders. Sie betrachten einen offen gelegten Quelltext wie ein Freibier. Kein Wunder, sie leben ja vom Verkauf des Codes. Für die Nutzer hat das wichtige Konsequenzen. Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein Haus. Sie können dort leben, Sie können es verändern, vermieten, oder Sie können dort Ihre Schwiegermutter für Monaten gratis leben lassen. Mit Microsoft Windows können Sie es aber nicht. Sie kaufen es und in der Lizenzvereinbarung steht, dass Sie es nur für sich benutzen dürfen, nur auf einem Rechner und Sie dürfen keine andere Person damit arbeiten lassen, auch wenn Sie kein Geld damit verdienen. Und wenn Sie es nicht mehr benutzen, müssen sie es eigentlich zerstören, damit Sie verhindern, dass Andere diese Lizenzvereinbarung stören könnten.

Ist es nicht ein bisschen unfair? Nicht aus der Sicht der Software-Anbieter. Sie haben ja so viel investiert, um diese Software herzustellen! Sie müssen Regeln aufstellen. Und eigentlich zwingen sie niemanden, für die Software zu zahlen, das machen doch die Benutzer freiwillig.

Stimmt, denn sonst wären Unternehmen wie SAP oder Microsoft nicht so reich.

Die Zeiten ändern sich. Heutzutage verlangen Software-Benutzer mehr Freiheit bei der Wahl. Sie suchen gern nach Alternativen. Freie und Open Source Software spielt immer öfters eine wichtige Rolle. Sie ist nicht mehr nur ein Dorn im Auge der proprietären Software-Firmen, sie blüht und gedeiht. Verwandte freie Dienste, wie z.B. Hotmail oder Yahoo! verdienten dank einem „Freibier“ Billionen, sie sind jetzt Nr. 1 im Web.

Free ist das beste Marketing-Tool im Internet. Es ist wie eine gratis Werbung, nein, es ist sogar besser! Es kostet Sie keinen einzigen Cent und Leute laden Ihr Software herunter und nutzen es. Ihre Marke wird weltweit bekannt und könnte sogar die bestehenden Giganten in den Schatten schieben.

Auf dem Gipfel des Marken-Berges gibt es aber nur ganz wenig Platz. So kann es nur ein Linux geben, einen JBoss, einen Apache, einen Google oder einen Twitter. Und diese Plätze sind schon besetzt.

Wollen Sie immer noch ein Freibier ausgeben? Sie müssen! Wenn Sie es nicht tun, macht es jemand anders, jemand anders schnappt sich die Plätze in der ersten Reihe. So zum Beispiel Twitter. Sein blauer Ozean ist als ob aus Versehen entstanden. Warum um Gotteswillen sollte jemand nur 140 Zeichen tippen wollen? Das ist doch idiotisch! Aber es hat funktioniert! Twitter ist jetzt Billionen wert und nicht zum verkaufen. Noch nicht.

SAP hat jetzt auch die Datebank frei und zu Open Source gemacht. IBM investierte viel ins Linux und Eclipse. Oracle und Microsoft behaupten, das Gleiche tun zu wollen. Wenn sich ein Freibier auszahlt, ist es wirtschaftlich sinnvoll. Diese Firmen werden als die Ersten ein Stand auf einer Open Source Messe buchen.

Freuen Sie sich, Sie bekommen ein Freibier. Sie können zum Beispiel teure Software herunterladen, die es Ihnen ermöglicht, den ERP in Ihrer Firma zu implementieren. Mit dieser Software werden all die langweiligen täglichen Prozesse nicht nur automatisch erledigt, sondern auch sehr elegant gelöst. Hier einige Beispiele von freie Software, die sofort benutzt werden kann: Compiere (ERP/CRM), Pentaho (Business Inteligence Reporting Tools), Palo (BI auf Excel), Talend (Datenintegrierung), Asterisk (VOIP Telefonie) und so weiter und so weiter. Diese erfolgreichen Unternehmer bieten Dienstleistungen als Begleitung zu Software, die sie frei anbieten. Eigentlich werden sie immer mehr Geld verdienen, denn die Community der Benutzer und die wünsche-erfüllenden Entwickler schicken Bug Reporte und sogar Patches, um die Software weiter zu verbessern, zurück.

Wir leben im 21ten Jahrhundert. Eines Tages wird jede Software frei sein. Jeder Software-Anbieter wird Freiheit und Freibier anbieten. Aber jetzt müssen Sie noch eine Zeit lang warten. Eilen Sie mit der Maus nicht zu schnell zu der Download Schaltfläche. Es kommen große Sachen zum Thema Freie-Software auf uns zu, vor allem Business-Applikationen betreffend, so wie ERP. Lesen Sie mehr in der nächsten Ausgabe.

original at http://www.red1.org/pos.html